Wer durch die Straßen großer Städte läuft, bemerkt auf den ersten Blick, dass neben den klassischen Pkw heute auch Fahrzeuge mit Carsharing-Logos sowie E-Autos für die Kurzzeitmiete stehen. Außerdem gibt es Parkplätze, die ausdrücklich für geteilte Autos reserviert sind. Mobilität wird zunehmend als Dienstleistung verstanden und nicht mehr als etwas, das man besitzen muss. Dieser Trend verändert nach und nach die Art und Weise, wie Menschen über das eigene Auto, seine Kosten und seinen tatsächlichen Nutzen nachdenken.
Vom Statussymbol zum Kostenfaktor
Über viele Jahrzehnte war das eigene Auto ein klares Statussymbol. Es signalisierte Unabhängigkeit, beruflichen Erfolg und die Möglichkeit, jederzeit loszufahren. In dieser Logik war es selbstverständlich, einen Privat-Pkw vor der Tür zu haben, auch wenn dieser den Großteil der Zeit ungenutzt blieb. Heute rücken andere Fragen in den Vordergrund, denn ein Privat-Pkw rechnet sich wirtschaftlich vor allem dann, wenn er regelmäßig und intensiv genutzt wird. In Österreich liegen die durchschnittlichen Jahreskilometer vieler Privathaushalte jedoch in einem Bereich, in dem Carsharing häufig die günstigere Alternative wäre. Hinzu kommen fixe Ausgaben wie Versicherung, Service, Reifen, Stellplatz und Wertverlust, die Monat für Monat anfallen – unabhängig davon, ob das Auto fährt oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass manche Halter beginnen, kritisch zu hinterfragen, ob sich ihr Auto langfristig noch lohnt.
Carsharing als flexibel nutzbare Alternative
Carsharing bietet hier ein anderes Prinzip: Nicht der Besitz steht im Vordergrund, sondern der Zugang zu Fahrzeugen, wenn sie benötigt werden. Ein Carsharing‑Auto kann je nach Angebot stundenweise, tageweise oder für bestimmte Strecken gebucht werden. Zudem entfallen für Nutzer viele Verpflichtungen wie Wartung, Reparaturen, Reifenwechsel oder das Organisieren eines Stellplatzes.
In Österreich gibt es mittlerweile über hundert Carsharing‑Angebote in zahlreichen Gemeinden, viele davon von Vereinen oder lokalen Initiativen organisiert. Vor allem in städtischen Regionen, aber zunehmend auch in regionalen Zentren, ergänzt Carsharing den öffentlichen Verkehr und schließt Lücken im Mobilitätsangebot. Wer die meiste Zeit mit Öffis, Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, kann bei Bedarf auf ein Auto zugreifen, ohne alle Fixkosten eines eigenen Fahrzeugs tragen zu müssen. Für einige ist das der Punkt, an dem sie ihr Auto verkaufen und vollständig auf geteilte Mobilität umsteigen.
Geteilte Mobilität als Baustein nachhaltiger Städte
Neben den finanziellen Aspekten spielt die Stadtentwicklung eine wichtige Rolle. Carsharing reduziert den Bedarf an Parkflächen, da weniger Fahrzeuge dauerhaft abgestellt werden müssen. Flächen, die sonst für Parkplätze vorgesehen wären, können für Grünräume, Radwege oder Aufenthaltsbereiche genutzt werden. Städte und Gemeinden berücksichtigen diese Effekte zunehmend in ihren Mobilitäts- und Wohnbaukonzepten, indem sie zum Beispiel Stellplätze reduzieren, wenn in Wohnanlagen Carsharing angeboten wird.
Digitale Plattformen und neue Nutzungsmuster
Ohne digitale Technologien wäre der aktuelle Wandel in der Mobilität kaum denkbar. Buchung, Fahrzeugöffnung und Abrechnung laufen meist über Apps, die den Zugang zu Autos so einfach wie die Nutzung anderer Online‑Dienste machen. Gleichzeitig entstehen Plattformen, die verschiedene Verkehrsmittel auf einer Oberfläche bündeln, von Carsharing und E‑Scootern über Leihräder bis zu Bahn und Bus. Dadurch entsteht ein integriertes Mobilitätsangebot, das den Besitz eines eigenen Autos weiter relativiert.
Spannend ist, dass sich in dieser Entwicklung auch das Verständnis von Freiheit verschiebt. Freiheit wird weniger mit Besitz verbunden, sondern mit der Möglichkeit, spontan und passend wählen zu können. Für manche bedeutet das, weiterhin ein eigenes Auto zu fahren, für andere, ganz bewusst darauf zu verzichten. Carsharing, kombinierte Mobilitätsangebote und ein dichter öffentlicher Verkehr schaffen Rahmenbedingungen, in denen beide Modelle koexistieren können.










