Durch Unternehmenskultur, Arbeitsinhalte und Prozessbegleitung: Wie Führung in Teilzeit gelingt
Noch sind sie rar in den oberösterreichischen Unternehmen: Führungskräfte, die 30 Stunden oder weniger arbeiten. Doch im Wettbewerb um die besten Talente müssen sich Betriebe rasch an neue Gegebenheiten anpassen und attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. „Die Möglichkeit, Führungspositionen auch in Teilzeit ausüben zu können, spielt dabei eine immer größere Rolle. Eine aktuelle Studie im Rahmen der Initiative „News Ways of Work“ bietet Tipps für das erfolgreiche Implementieren von Teilzeitführungsmodellen“, sagt Manfred Luger, Leiter der Abteilung Human Capital Management bei Business Upper Austria, bei der Präsentation der Studie am 21. November im WIFI Linz.
Durchgeführt wurde die Analyse von JKU-Professor Martin Halla und Heidemarie Pöschko, P und P Sozialforschung, im Auftrag der Standortagentur Business Upper Austria und in Kooperation mit dem WIFI Oberösterreich. Für seine Erhebungen führte das Forscher-Duo sowohl eine Arbeitsmarktanalyse für Oberösterreich und Österreich als auch 21 vertiefende Interviews mit Arbeitgeber:innen, Arbeitnehmer:innen und Arbeitsmarktexpert:innen durch.
Überwiegend Frauen in Teilzeit
Die quantitative Analyse auf Basis des österreichischen Mikrozensus zeigt, dass Teilzeit an sich in Oberösterreich hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen wird. „2019 waren 57 % aller unselbstständig beschäftigten Frauen in Teilzeit tätig. Unter Männern betrug die Teilzeitquote nur sechs Prozent. Die Daten legen nahe, dass (junge) Kinder der Hauptgrund dafür sind. Bei Männern ist die Teilzeitquote durch Kinder unberührt. Bei Frauen betrug die Quote fast 91 % – im Gegensatz zu 53 % bei Frauen ohne junge Kinder“, erklärt Studienautor Martin Halla.
Teilzeitführungskräfte: Es gibt sie bereits
Führung in Teilzeit ist nochmals ein spezielleres Thema. 2019 waren zehn Prozent der Teilzeitbeschäftigten mit einer Führungstätigkeit betraut. Hier sind keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erkennen. „Aus Sicht der Unternehmen ist es sinnvoll, Teilzeitbeschäftigten eine Führungstätigkeit anzubieten. Viele Arbeitnehmer:innen sind nur temporär in Teilzeit und eine leitende Position kann helfen, sie im Unternehmen zu halten“, empfiehlt Studienautorin Heidemarie Pöschko.
In der Unternehmenskultur verankern
In einigen Unternehmen hat Führen in Teilzeit nach wie vor ein Akzeptanzproblem. Das Leitbild einer Führungskraft ist häufig von Präsenzkultur und uneingeschränkter Verfügbarkeit geprägt. Die Möglichkeit der Teilzeitführung sollte aktiv kommuniziert und in der Unternehmensstrategie verankert werden. „Dezentrale, flexible und transparente Arbeitsstrukturen begünstigen das Konzept. Um Teilzeitführung erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, bedarf es klarer Aufgabenbeschreibungen, die weniger zeitkritisch und komplex, dafür eher plan- und standardisierbar sind“, so Pöschko. Teilzeitführungsmodelle benötigen beim Implementieren eine systemische Prozessbegleitung. In weiterer Folge können Arbeitnehmer:innen mit Erfahrung in Teilzeitführung als Mentor:innen fungieren. Auch Manfred Luger bestätigt diese Erfahrung aus den Rückmeldungen der Unternehmen im Netzwerk. „Es gibt eine Zurückhaltung bei den Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, Führung in Teilzeit gesellschaftsfähig zu machen – etwa durch Best-Practice-Beispiele“. Ein solches Beispiel ist Katrin Bointner, Leiterin Recht, HR und OE bei Resch & Frisch. Seit fünf Jahren übt sich ihre Führungsfunktion in einem Kadermodell mit Stellvertretung aus – und hat gute Erfahrungen damit gemacht. „Man darf nur nicht den Fehler machen, einen Vollzeitjob in Teilzeit zu pressen. Das funktioniert nicht.“
Homeoffice als Türöffner
In ihren Handlungsempfehlungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der in den vergangenen Jahren verstärkte Trend zum Homeoffice auch ein Türöffner für Teilzeitführung sein kann. „Die Präsenzkultur ist noch immer ein Haupthindernis für Führung in Teilzeit. Der Wandel von der Präsenz- zur Ergebniskultur schreitet aber voran und fördert die innerbetriebliche Akzeptanz einer Teilzeitführungskraft.“
Pressemeldung von Business Upper Austria