Fachmessen genießen im öffentlichen Diskurs oftmals nicht jene Beachtung, die ihrer tatsächlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Relevanz entspricht. Sie werden gelegentlich als altmodische Branchentreffen oder gar als Auslaufmodell in einer zunehmend digitalen Welt abgetan. Dabei sind Fachmessen weit mehr als reine Marketingplattformen oder Networking-Veranstaltungen. Sie fungieren als Innovationsdrehscheiben, als messbare Wirtschaftsmotoren und als wirkungsvolle Karrieresprungbretter – sowohl in Deutschland als auch in Österreich.
In Zeiten wachsender Digitalisierung und globaler Herausforderungen überrascht es nicht, dass einzelne Stimmen das Ende klassischer Messeformate prophezeien. Doch die Realität auf beiden Seiten der Grenze zeigt ein deutlich anderes Bild: Die Messewirtschaft in Deutschland und Österreich floriert, entwickelt sich weiter und schafft es, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen – sei es durch hybride Konzepte, durch digitale Erweiterungen oder durch eine konsequente Orientierung an Nachhaltigkeit und Innovationskraft.
Fachmessen als Innovationstreiber in einem vernetzten Europa
In einer dynamischen Wirtschaftslandschaft mit zunehmendem Wettbewerbsdruck ist es für Unternehmen unerlässlich, ihre Innovationen wirkungsvoll zu präsentieren. Gerade in technologieorientierten Branchen wie dem Maschinenbau, der Automatisierung, der Informationstechnologie oder der Medizintechnik sind Fachmessen nach wie vor jene Orte, an denen neue Produkte nicht nur erstmals öffentlich vorgestellt werden, sondern auch direkt zur Anwendung und Bewertung kommen.
Dabei profitieren sowohl deutsche als auch österreichische Unternehmen von einem starken Messeumfeld. Deutschland zählt zu den weltweit führenden Messeplätzen – mit Metropolen wie Hannover, Frankfurt, München oder Köln. Gleichzeitig etabliert sich auch Österreich mit renommierten Standorten wie Wien, Salzburg, Graz und Wels zunehmend als attraktiver Austragungsort für internationale Fachmessen. Die Messe Wien beispielsweise hat sich mit jährlich mehr als 500.000 Besucherinnen und Besuchern als zentrale Plattform für Innovationen in Mittel- und Osteuropa etabliert.
Das AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft gibt an, dass etwa 85 Prozent der ausstellenden Unternehmen Fachmessen als das wichtigste Werkzeug zur Neukundengewinnung im B2B-Bereich einstufen. Dieser Wert dürfte sich auch auf Österreich übertragen lassen, da insbesondere KMU – die sowohl in Deutschland als auch in Österreich den wirtschaftlichen Rückgrat bilden – in Fachmessen eine wertvolle Möglichkeit sehen, sich am Markt zu behaupten.
Besonders hervorzuheben ist die persönliche Interaktion auf Messen. Ein virtueller Rundgang oder ein Webinar mag effizient erscheinen, ersetzt aber keineswegs das direkte Gespräch, die physische Präsentation komplexer Maschinen oder das spontane Networking. Hier zeigt sich ein entscheidender Mehrwert, den nur eine physische Messe bieten kann – gerade im technisch geprägten Mittelstand beider Länder.
Messen als wirtschaftliche Triebfeder – auf beiden Seiten der Donau
Die ökonomische Relevanz von Fachmessen beschränkt sich nicht nur auf die ausstellenden Unternehmen und die unmittelbare Veranstaltungsbranche. Vielmehr sind Messen ein umfassendes Wirtschaftsereignis, das zahlreiche Sektoren berührt: von der Hotellerie und Gastronomie über den Personentransport und die Logistik bis hin zum Messebauunternehmen und dem Marketingdienstleistungssektor.
Laut einer aktuellen Untersuchung beläuft sich die durch Fachmessen ausgelöste jährliche Bruttowertschöpfung in Deutschland auf rund 28 Milliarden Euro. Diese Summe spiegelt sich in über 230.000 gesicherten Arbeitsplätzen wider. In Österreich liegt das gesamtwirtschaftliche Messeaufkommen laut dem Austrian Convention Bureau bei etwa 1,1 Milliarden Euro jährlich – mit steigender Tendenz.
Dabei geht der volkswirtschaftliche Nutzen weit über die reine Umsatzgenerierung hinaus. Messen stärken den regionalen Arbeitsmarkt, fördern den interregionalen Wissensaustausch und wirken als touristischer Multiplikator. Städte wie Salzburg oder Innsbruck, die neben ihren kulturellen Angeboten auch bedeutende Messeveranstaltungen beherbergen, profitieren ganzjährig von dem damit verbundenen Geschäftsreiseverkehr.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Innovationsdynamik, die durch Messen entfacht wird. Der oben erwähnte modulare Messestand mit nachhaltigen Materialien, der auf einer Maschinenbaumesse vorgestellt wurde, ist ein exemplarisches Beispiel für die Art von Ideen, die auf Messen entstehen und Branchenstandards nachhaltig verändern können. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich sind Messebauunternehmen zunehmend gefordert, ökologische Anforderungen mit funktionalem Design zu verbinden – ein Trend, der sich weiter verstärken wird.
Die Messebeteiligung als unternehmerische Entscheidung mit Weitblick
Die Kosten für einen Messeauftritt sind nicht zu vernachlässigen. Standmiete, Personalaufwand, Transportkosten, Inszenierung, Logistik, Catering und Werbematerialien summieren sich schnell auf fünf- bis sechsstellige Beträge. In Deutschland investieren Unternehmen laut AUMA jährlich rund 4 Milliarden Euro in ihre Messepräsenz. In Österreich liegt diese Zahl zwar niedriger, ist jedoch im Verhältnis zur Marktgröße ähnlich gewichtig.
Diese Investition will wohlüberlegt sein. Unternehmen, die ihre Messebeteiligung professionell planen, können jedoch erhebliche Vorteile erzielen – und zwar nicht nur kurzfristig durch unmittelbare Aufträge, sondern auch mittel- bis langfristig durch strategische Partnerschaften, gesteigerte Markenbekanntheit und eine höhere Kundenbindung.
Besonders wichtig ist eine fundierte Vor- und Nachbereitung der Messeaktivitäten. Dazu gehören klar formulierte Ziele, eine messbare Erfolgskontrolle, professionell geschultes Personal sowie ein Messestand, der visuell überzeugt und funktional bleibt. Auch digitale Tools wie Lead-Tracking-Apps oder interaktive Präsentationsformate werden heute verstärkt eingesetzt, um die Besucherinteraktion zu optimieren.
Hybride Formate und die neue Messewelt
Die Digitalisierung macht auch vor der Messewelt nicht Halt. Seit der Corona-Pandemie haben sich digitale oder hybride Formate fest etabliert – eine Entwicklung, die sowohl in Deutschland als auch in Österreich neue Chancen bietet. Online-Plattformen, digitale Zwillinge von Messeständen, Webinare oder virtuelle Matchmaking-Events sind heute feste Bestandteile moderner Messekonzepte.
Dennoch zeigt sich in der Praxis: Der persönliche Kontakt bleibt das Herzstück jeder erfolgreichen Messe. Die physische Präsenz, das Erleben von Produkten vor Ort, spontane Gespräche und informelle Begegnungen lassen sich digital nur schwer replizieren. Die Zukunft liegt deshalb nicht im Entweder-oder, sondern im Sowohl-als-auch: Hybride Konzepte, die digitale Effizienz mit menschlicher Nähe verbinden, setzen sich zunehmend durch.
Die Messe Frankfurt etwa setzt auf Veranstaltungen wie die „Hypermotion“, bei der Digitalisierung, Mobilität und Logistik miteinander verknüpft werden – in einem hybriden Format mit sowohl digitalen als auch physischen Komponenten. In Österreich wiederum zeigt die „Power Days“ in Salzburg, wie Elektrotechnikmessen moderne Fachbesucher digital wie analog ansprechen können.
Fazit: Messen bleiben systemrelevant – für Deutschland, Österreich und darüber hinaus
Ob auf der Hannover Messe, der IFAT in München oder der Intertool in Wels – Fachmessen beweisen sich auch im digitalen Zeitalter als unverzichtbare Plattformen für geschäftliche Weiterentwicklung, technologische Innovation und internationale Kooperation.
Sie stärken die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, fördern den Wissenstransfer und wirken als zentrale Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Ihre Bedeutung wird nicht kleiner, sondern differenzierter – angepasst an die Anforderungen einer vernetzten Welt.
Für Unternehmen in Deutschland und Österreich bleibt die Messebeteiligung ein strategisches Werkzeug, um sich langfristig am Markt zu behaupten. Wer die Chancen professionell nutzt, wird nicht nur Sichtbarkeit gewinnen, sondern sich auch erfolgreich im internationalen Wettbewerb positionieren – heute mehr denn je.